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Neonazi-Aktivistin Corryna Görtz besuchte vor dem NSU-Mord das Internet-Café in Kassel – und hat bizarre Erinnerungslücken

Zur heutigen Vernehmung der einst in der Neonazi-Szene aktiven Corryna Görtz  im NSU-Untersuchungsausschuss erklärt Hermann Schaus, Parlamentarischer  Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag und Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss:

„Die Aussagen von Corryna Görtz widersprechen in vielerlei Hinsicht anderen Zeugenaussagen und der Aktenlage. Sie ist weder 2003 aus der Naziszene ausgestiegen – das belegen einschlägige Neonazi-Aktivitäten in den Jahren danach – noch war sie nur eine Mitläuferin, sondern persönlich herausragend im Handel mit Neonazi-Musik aktiv.

Zudem war und ist ihr Freundeskreis ein Who-is-who der radikalen und militanten Neonazi-Szene, die von der verbotenen FAP, Wiking Jugend und HNG über Rechtsterroristen und Neonazi-Führungskader bis aktuell in die Identitäre Bewegung hinein reicht. Leider hat sich Görtz entschlossen, eingehenderes Wissen nicht mit dem Ausschuss zu teilen.

Bei der Frage der Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden, die sie grundsätzlich nicht verneinte, berief sie sich auf ein Zeugnisverweigerungsrecht. Konsequent muss der Ausschuss daher überlegen, Falschaussagen und der Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden weiter nachzugehen.“

Ausgerechnet der CDU-Obmann Holger Bellino habe durch eine Unbedarftheit ein interessantes Detail zutage befördert. Denn Görtz habe überraschend dargelegt, vor dem NSU-Mord an Halit Yozgat mehrmals in dessen Internet-Café gewesen zu sein.

Schaus: „Es ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt zu klären, wie der NSU seine Ziele ausgesucht hat und wer ihn dabei vor Ort unterstützt hat. Vom Tatort in Kassel wurde 2011 u.a. eine Skizze, Stadtpläne und Funkfrequenzen des Innenministeriums gefunden. Görtz oder ihr Umfeld könnten in dieser Frage von erheblicher Bedeutung sein.“

Pressestelle DIE LINKE. Fraktion im Hessischen Landtag
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