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Brauner Netzwerker im NSU-Untersuchungsausschuss

Anlässlich der Zeugenbefragung von Philip Tschentscher – einem aktiven Neonazi und Liedermacher mit Wurzeln in Nordhessen – im NSU-Untersuchungsausschuss erklärt Hermann Schaus, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag und Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss:

„Die Ideologie, die der Zeuge heute im Ausschuss vertrat, war nur schwer zu ertragen. Dennoch war seine Vernehmung für die Aufklärungsarbeit wichtig. Schließlich ist es auch unser Auftrag, Verbindungen aus der Neonazi-Szene in Hessen zum NSU-Netzwerk aufzudecken. Tschentscher, der sich selbst in einem seiner Lieder als ‚Brauner Terrorist‘ bezeichnet und offensichtlich als wichtiger Netzwerker in der Szene tätig ist, führte vor, wie dreist und gefährlich die Neonazi-Szene ist.“

Tschentscher sei so etwas wie der ‚Ziehsohn‘ des hessischen Rechtsterroristen Manfred Röder, dafür spreche u.a., dass er Röders ‚Reichshof‘ während dessen Haftzeit verwaltet habe. Zur Feier anlässlich seines 25. Geburtstages lud er etwa 300 Personen aus ganz Europa und den USA auf den ‚Reichshof‘ ein. Dass darunter auch Personen des Ku-Klux-Klan gewesen seien, habe er nicht ausschließen können, so Schaus.

Tschentscher selbst sei mehrere Jahre in Österreich im Umfeld des ‚Objekts 21‘ aktiv gewesen, das wegen Waffen- und Sprengstofffunden in die Schlagzeilen geriet. Er selbst sei wegen NS-Wiederbetätigung in Österreich zu einer Haftstrafe von mehreren Jahren verurteilt worden.

Schaus: „Wir haben heute einen hessischen Neonazi erlebt, für den Gewalt und Waffen zur Normalität gehören und der tief im europaweiten Neonazi-Netzwerk verwurzelt ist. Wie das Landesamt für Verfassungsschutz und das Innenministerium lange die Erkenntnis verbreiten konnten, die Szene in Nordhessen sei nur ‚klein, unbedeutend und nur regional‘ gewesen, bzw. wie Volker Bouffier in seiner Zeit als Innenminister immer wieder verbreiten konnte, dass Neonazis um Hessen einen weiten Bogen machen, ist mir angesichts der heutigen Sitzung völlig schleierhaft.“

Zu beachten sei, dass der bestens geschulte und vernetzte Tschentscher weiterhin aktiv sei und sich, ebenso wie sein Vorbild Röder einst, ein Grundstück gekauft habe, das als Szeneobjekt genutzt werde, so Schaus. Es sei wichtig, genau hinzuschauen, ob sich dort ein neuer ‚Reichshof‘ entwickele.

Pressestelle DIE LINKE. Fraktion im Hessischen Landtag
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