Anlässlich der heutigen Pressekonferenz zum Schulbeginn in Hessen von Kultusminister Alexander Lorz (CDU) erklärt Barbara Cárdenas, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„Kultusminister Lorz (CDU) sollte die Warnungen und Problemschilderungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Landesschülervertretung ernst nehmen, statt diese abzutun. 53 Überlastungsanzeigen von Lehrerinnen und Lehrern aus dem Kreis Offenbach werden vom Kultusministerium als angeblich von der GEW initiierte belächelt. Hessische Beamtinnen und Beamte sahen sich nicht nur einer Nullrunde im letzten Jahr ausgesetzt – sie haben mit 42 Wochenstunden auch die höchste Arbeitszeit aller Bundesländer.

Lehrerinnen und Lehrer, die gegen diese Zustände mit Streikaktionen protestierten, mussten im vergangenen Jahr auch noch Disziplinarverfahren über sich ergehen lassen. Außerdem wird mit der für 2017 angekündigten Lohnerhöhung von einem Prozent nicht ansatzweise das Tarifergebnis eingehalten.“

800 neue Lehrerstellen seien in 2015 geschaffen worden und es seien bis in dieses Jahr hinein insgesamt 1.100 geplant. Das reiche jedoch lange nicht aus, um die Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten, die bereits jetzt völlig überarbeitet seien. Es gebe bei 25.000 Seiteneinsteigern in Hessen nun 465 Intensivklassen – wie sollten die wenigen zusätzlichen Lehrerstellen den Bedarf decken? Auch beim Thema Inklusion bliebe die Landesregierung hinter den tatsächlich notwendigen Anstrengungen zurück.

Zwar sei es zu begrüßen, dass mehr sonderpädagogische Lehrkräfte an den allgemeinen Schulen arbeiteten – die Ausstattung der Regelschulen bleibe aber weiterhin nicht ausreichend angesichts des Ziels, allen Kindern mit Förderbedarf auch dort die sogenannten ‚angemessenen Vorkehrungen‘ gewähren zu können.

Cárdenas: „Ein Kurswechsel in der hessischen Bildungspolitik ist dringend notwendig. Denn Kultusminister Lorz bringt engagierten Lehrkräften und Verwaltungsangestellten ganz offensichtlich nicht die Wertschätzung entgegen, die notwendig wäre.

Zwei Dinge fallen beim Eigenlob des Ministers auf: Einerseits findet eine ständige Vermischung des so genannten ‚Pakts für den Nachmittag‘ und den wirklich ganztägig arbeitenden Schulen statt. Andererseits wird der Mangel an echten Ganztagsgrundschulen in Hessen vollkommen ausgeblendet, deren Anteil bei nicht einmal einem Prozent aller Grundschulen liegt.

Bei aller Kritik am Kultusminister wünscht DIE LINKE allen Erstklässlerinnen und Erstklässlern einen guten Start in die Schulzeit und allen Schülerinnen und Schülern, deren Ferien nun zu Ende gehen, viel Erfolg und vor allem Spaß am Lernen.“