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Terminal 3: Prognosen zur Bedarfsprüfung begründen Fraport- Geschäftsstrategie, nicht die Notwendigkeit des Ausbaus

Zur Vorlage der Bedarfsprüfung zum Bau des Terminal 3 durch die Fraport AG und zur Studie ‚Fehlprognosen im Luftverkehr - Untersuchung zur Qualität von Luftverkehrsprognosen am Beispiel der Intraplan Consult GmbH‘ erklärt Janine Wissler, Vorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„In den letzten Wochen und Monaten hat das Gegenteil einer ergebnisoffenen Bedarfsprüfung stattgefunden. Ziel von Fraport ist es, durch die Erhöhung der Kapazität international um mehr Flugverkehr zu konkurrieren. In der Region können wir aber nicht nur diesen ökonomischen Wunschvorstellungen von Fraport gerecht werden. Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Menschen rund um den Flughafen leben und arbeiten können, ohne gesundheitlichen Schäden davon zu tragen.“

Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sei zu raten, die Strategien, die Fraport und die Airlines verfolgen, nicht als zwangsläufig naturwüchsige Entwicklung des Luftverkehrs hinzunehmen. Es sei seine Aufgabe Rahmenbedingungen zu setzen, innerhalb deren sich der Luftverkehr entwickeln solle. „Al-Wazir hat im Wahlkampf versprochen, den Bau von Terminal 3 zu verhindern. Daran sollte er sich halten.“

Prof. Friedrich Thießen, Technische Universität Chemnitz: „Luftverkehrsprognosen sind zentral für die Begründung von Ausbauvorhaben an Flughäfen. Ihre Prognose-Qualität ist jedoch relativ niedrig. Die meisten Prognosen stammen von Intraplan Consult GmbH.

In der Studie sind drei Fragen untersucht worden:
1. Überzeichnen die Luftverkehrsprognosen der Intraplan Consult GmbH die tatsächliche Verkehrsentwicklung?
2. Gibt es Hinweise darauf, dass Überzeichnungen bei Prognosegrößen wie Anzahl der Passagiere, Fracht und Flugbewegungen besonders häufig vorkommen?
3. Gibt es Hinweise darauf, dass Überzeichnungen bei bestimmten Gutachtentypen bzw. Gutachtenanlässen, wie z.B. Erweiterungen oder behördlichen Genehmigungen, besonders häufig vorkommen?

Das Ergebnis ist eindeutig. Die Prognosen von Intraplan überschätzen die tatsächliche Verkehrsentwicklung. Es wurden Passagiere, Fracht sowie Flugbewegungen einzeln analysiert. Alle drei Größen zeigten systematisch überschätzende Prognosen. Besonders stark ist dies bei den Flugbewegungen zu erkennen. Dann wurden die Prognosen nach ihrem Zweck in die Kategorien ‚Planfälle bei Genehmigungsgutachten‘, ‘Worst-Case-Fälle bei Genehmigungsgutachten‘ sowie zweckfreie ‚Marktstudien‘ getrennt. Alle drei Kategorien weisen systematische Fehlschätzungen auf. Bei Planfallprognosen, wie für den Ausbau des Frankfurter Flughafens nehmen die Überschätzungen mit 20 bis 50 % zu hohe Wachstumsraten erhebliche Größenordnungen an.“

Weiter zeige sich, dass Prognosen die Strategiewechsel der Airlines nicht vorhersagen könnten. Dies kann im Zusammenhang mit dem von den Auftraggebern verfolgten Zweck der Projekte stehen: Andere, als die von den Auftraggebern gewünschten Strategien würden nicht abgebildet, so Prof. Thießen. „Zusammenfassend ergibt sich das folgende Bild: Luftverkehrsprognosen haben insbesondere dann schlechte Qualität, wenn es sich um Auftragsprognosen handelt. Außerdem können Prognosen Strategiewechsel der Airlines nicht erfassen. Sie bilden immer nur die gerade verfolgte Strategie ab. Im Zeitablauf ändern die Airlines aber ihre Strategien, so dass sich teils erhebliche Fehlprognosen ergeben.“

Hermann Schaus, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE, ergänzt:  „Intraplan, die in der Untersuchung behandelte Firma, hat auch die Prognose erstellt, mit der das gesamte Ausbauprojekt am Frankfurter Flughafen begründet wurde. Sie ist wirtschaftlich abhängig von Aufträgen der Flughäfen, der Airlines und der Landesregierung.

Im Fall der Bedarfsprognose für das Terminal 3 würde alles andere, als die Bestätigung der eigenen Prognose aus dem Planfeststellungsverfahren eher überraschen. Zumal der Auftrag der Fraport eindeutig war: Sie wollen den Flughafen erweitern, um aus ökonomischen Gründen noch mehr Flugverkehr an den Frankfurter Flughafen zu holen. Deshalb fordern wir weiterhin ein Planänderungsverfahren einzuleiten und die Zahl der Flugbewegungen auf 380.000 jährlich zu reduzieren. “


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