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NSU-Mord in Kassel: Polizei verhielt sich gegenüber Familie des Opfers unangemessen

Zur heutigen Sitzung des Untersuchungsausschusses 19/2 zur NSU-Mordserie und dem Mord an dem Kasseler Internetcafebetreiber Halil Yozgat erklärt Hermann Schaus, Parlamentarischer Geschäftsführer und innenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag sowie Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss:

„Bei der heutigen Vernehmung des ehemaligen Ausländerbeauftragten der Kasseler Polizei, Ercan T., wurde erneut deutlich: Der Umgang der Polizei mit der Familie des Mordopfers war unangemessen. Statt die Hinweise von Ismail Yozgat, dem Vater des Opfers, es können sich nur um einen Mord aus ausländerfeindlichen Motiven handeln, ernst zu nehmen, hat man die Familie verdächtigt und abgehört.“

Auch sonst sei man über die Bedürfnisse der Familie hinweg gegangen. Die Polizei habe Termine mit der Familie ausgemacht, diese dann aber, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, nicht eingehalten. Die Versuche von Ismail Yozgat, einen Ansprechpartner bei der Polizei zu bekommen, dem er vertrauen konnte, seien auf Granit gestoßen.

Schaus: „Die Vernehmung zeigt, dass eine unabhängige Beschwerdestelle über polizeiliches Handeln dringend erforderlich ist. Es muss sichergestellt werden, dass die Opfer von Straftaten oder deren Angehörige ernst genommen werden.

Dass in der NSU-Mordserie die Angehörigen und das Umfeld der Opfer im Visier der Fahnder standen, statt Neonazi-Netzwerke unter die Lupe zu nehmen, gehört zu den bedrückenden Details eines schlimmen Versagens staatlicher Stellen.“


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